- Johannes Eder Klarinette, Bassklarinette
- Andreas Fuetsch Tuba
- Romed Hopfgartner Saxophon, Klarinette
- Markus Kraler Kontrabass, Akkordeon
- Angelika Rainer Harfe, Zither, Gesang
- Bettina Rainer Hackbrett, Gesang
- Markus Rainer Trompete, Gesang
- Andreas Schett Trompete, Gesang, Leitung
- Martin Senfter Ventilposaune, Gesang
- Nikolai Tunkowitsch Violine
Biographie
Franui ist der Name einer ganz bestimmten Almwiese im kleinen, 1402 Meter über dem Meer gelegenen Osttiroler Dorf Innervillgraten, in dem die Musiker von Franui großteils aufgewachsen sind. Das Wort ist rätoromanischen Ursprungs und verweist auf die geografische Nähe Innervillgratens zum ladinischen Sprachraum in den Dolomiten.
Die Musicbanda gleichen Namens spielt seit 1993 in nahezu unveränderter Besetzung und ist bei vielen renommierten Festivals und Konzertveranstaltern zu Gast (u.a. Wiener Konzerthaus, Burgtheater Wien, Salzburger Festspiele, Bregenzer Festspiele, Ruhrtriennale, Münchner Opernfestspiele, Staatsoper unter den Linden Berlin, Ludwigsburger Schlossfestspiele, Philharmonie Köln, Elbphilharmonie Hamburg, Schauspielhaus Zürich, Philharmonie und Grand Théatre Luxemburg, Philharmonie de Paris, Holland Festival, Klara Festival Brüssel).
Franui wurden mit ihren „Anverwandlungen“ der Lieder von Schubert, Schumann, Brahms und Mahler bekannt. Das Ensemble versteht sich selbst als „Umspannwerk zwischen Klassik, Volksmusik, Jazz und zeitgenössischer Kammermusik“ – manches Mal wird die klassische Vorlage in all ihrer Schönheit liebevoll zelebriert, manches Mal vom Kopf auf die Füße gestellt (oder umgekehrt), skelettiert, angereichert, übermalt, weitergedacht. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Interpretation, Improvisation, Arrangement und (Re-)Komposition. Bei ihren Konzerten und Musiktheaterproduktionen verbünden sie sich häufig mit herausragenden Bühnenpartnern, unter anderem mit dem Bariton Florian Boesch, dem Puppenspieler, Kunstpfeifer und Regisseur Nikolaus Habjan, dem Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger, den Schauspielern Sven-Eric Bechtolf, Peter Simonischek und André Wilms oder der Maskentheater-Kompanie Familie Flöz.
Im Wiener Konzerthaus stehen Franui seit 2015 jährlich im Mittelpunkt des Festivals „Gemischter Satz“, bei dem Musik, Bildende Kunst, Literatur und Wein in einem neuen Zusammenspiel präsentiert werden. In der Saison 2018/19 widmete das Wiener Konzerthaus der Osttiroler Musicbanda zum „Vierteljahrhundert Franui“ eine Porträtreihe sowie einen eigenen Zyklus.
2019 haben Franui neben zahlreichen Gastspielen auf Bühnen und Festivals in ganz Europa (u.a. Philharmonie Paris, Schauspielhaus Zürich, Heidelberger Frühling, Bregenzer Festspiele, Wiener Konzerthaus, Philharmonie Köln, Internationale Maifestspiele Wiesbaden) ihr Debüt an der Staatsoper unter den Linden in Berlin gefeiert und standen gemeinsam mit Anna Prohaska, Florian Boesch und Familie Flöz in der Uraufführung von »HIMMELERDE« – einem Maskenmusiktheater von Familie Flöz und der Musicbanda Franui – auf der Bühne.
Die CDs von Franui erscheinen beim Label col legno und wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. 2018 hat das Jubiläumsalbum »Ständchen der Dinge« den Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik erhalten.
Franui - Musicbanda
Medien
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»Wohin ich geh'?«
Das Mahler-ProjektTrailer zum Programm
»Wohin ich geh'?« -
Das Mahler-Projekt
gemeinsam mit dem
Chor des Bayerischen RundfunksBR, 2022
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»Alles nicht wahr«
mit Nikolaus HabjanTrailer zum
Georg-Kreisler-Liederabend
»Alles nicht wahr«
Musicbanda Franui &
Nikolaus Habjan2020
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Arthur Schnitzler:
»Reigen«Trailer zum Franui'schen »Konzert mit Drama« mit Regina Fritsch und Sven-Eric Bechtolf
2019
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»Alles wieder gut«
mit Florian BoeschTrailer zum
»Liederabend mit einem vergänglichen Bühnenbild von Jonas Dahlberg«
Musicbanda Franui &
Florian Boesch2017
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»Tanz Boden Stücke«
feat. Wolfgang MittererBericht über das Programm
»Tanz Boden Stücke« im Großen Saal des Wiener KonzerthausesORF, 2016
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»ENNUI«
mit Peter SimonischekTrailer zum Programm
»ENNUI - Geht es immer so weiter?«
Musicbanda Franui & Peter Simonischek2018
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Franui-
Klassik auf der AlmPortrait und
Konzert zum
25-jährigen Bestehen
der Musicbanda FranuiORF, 2013
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»Doch bin ich nirgend, ach! zu Haus«
Trailer zum Musiktheaterabend mit der Musicbanda Franui und dem Puppenspieler Nikolaus Habjan
2015
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Franui -
Ein PorträtTrailer über die Osttiroler Musicbanda Franui
2009
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Musicbanda Franui
ZDF »Aspekte«Ein Portrait über die Osttiroler Musicbanda Franui
ZDF, 2010
Franui - Musicbanda
Programme (Auswahl)
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»Ständchen der Dinge« ist das Kaleidoskop der Franuischen Beschäftigung mit dem Liedschaffen des 19. Jahrhunderts:
Lieder von Schubert, Schumann, Brahms und Mahler, interpretiert von der aus Osttirol stammenden „Musicbanda“ mit ihrer besonderen, sofort wieder erkennbaren Klangbatterie (einer unvergleichlichen Mischung aus Holz- und Blechbläsern, Saiteninstrumenten und Streichern), die es seit dem Jahr 1993 in nahezu unveränderter Besetzung gibt und die als „wandlungsstarke Trafostation im Spannungsfeld zwischen Klassik, Moderne, Jazz und Volksmusik" gerühmt wird (Kleine Zeitung).
„Franui hat Vokalmusik von Franz Schubert, Johannes Brahms und Gustav Mahler derart ‚gecovert’, dass alle glücklich sind: die Anhänger der Originalwerke, die Liebhaber traditioneller Musik und viele Neulinge in beiden Genres. Dazu musste nicht erst die Nähe der genannten Komponisten zur Volksmusik zitiert werden, denn Franuis Bearbeitungen sind von jeglichen Einteilungen oder Schubladen unabhängig. Gespür, Sorgfalt und Witz sind die Werkzeuge; leichte Ironie und gleichzeitig hingebungsvolle Liebe zu den Vorlagen charakterisieren die Haltung dieses Ensembles.“ (Albert Hosp, Radio Ö1)
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Komposition und Arrangement:
Markus Kraler/Andreas Schett
-
Der meisterhafte Puppenspieler und die gefeierte Musicbanda mit Osttiroler Wurzeln benötigen nur wenig, um einen besonderen Musiktheaterabend auf die Bühne zu bringen:
1 Tisch, 1 Koffer, 2 Puppen, 6 Blasinstrumente, sowie Geige, Kontrabass, Hackbrett und Harfe.
Im Programm »Doch bin ich nirgend, ach! zu Haus« erwartet das Publikum ein Abend voll musikalischer Tiefe und theatralischer Wucht: Im Zusammenspiel von Musik, Wort und Puppe wird der Figur des Wanderers nachgespürt, einer gleichermaßen bewunderten wie gehassten Symbolfigur, die alles hinter sich lässt, um sich auf die Suche zu begeben, ohne das Ziel der Wanderung auch nur zu erahnen. Ein Sinnsuchender, der bei Franz Schubert „vom Gebirge her“ kommt, wie man weiß, und bei Robert Walser zwischen den Zeilen seines Bleistiftgebietes hervorlugt:
„Ich soll mich finden, sagt mir das Gestirn. Mich finden? Müßt’ ich da mich nicht vorher verlieren?“„Doch bin ich nirgend, ach! zu Haus“ ist das zweite gemeinsame Projekt von Nikolaus Habjan und Franui, wurde beim Osterfestival „Imago Dei“ in Krems 2015 uraufgeführt und mittlerweile an vielen prominenten Veranstaltungsorten mit großem Erfolg aufgeführt (u.a. Burgtheater Wien, Stiftung Mozarteum Salzburg, Tiroler Festspiele Erl).
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Konzept, Dramaturgie:
Nikolaus Habjan, Markus Kraler, Andreas Schett
Komposition:
Markus Kraler/Andreas Schett nach Franz Schubert, Robert Schumann, Johannes Brahms und Gustav MahlerTexte von Robert Walser und Jürg Amann sowie Liedtexte
Besetzung:
Nikolaus Habjan, Puppenspiel und Rezitation
»Franui - Musicbanda«
-
»Alles nicht wahr«Ein Georg-Kreisler-Liederabendvon und mit Nikolaus Habjan & Musicbanda Franui
Zum ersten Mal bringen der gefeierte Puppenspieler und Kunstpfeifer Nikolaus Habjan und die famose Musicbanda Franui ihren neuen Abend mit Liedern des großen österreichischen Liedkomponisten, Menschenkenners und Wortakrobaten Georg Kreisler (1922-2011) auf die Bühne – mit zahlreichen Puppen, viel Gesang, bitterbösen Texten und der schrägen Klangbatterie aus Hackbrett, Harfe, Zither, Violine, Kontrabass, Akkordeon sowie allerlei Holz- und Blechblasinstrumenten.
Wichtigste Protagonistin des Abends ist „Lady Bug“, eine von Nikolaus Habjan geschaffene Soubrette höheren Alters, die vorgibt, mit den Musikern von Franui seit 15 Jahren auf Abschiedstournee zu sein (in Wahrheit sind es freilich schon 17 Jahre). Sie widmet ihre einzigartige Ausdruckskraft hingebungsvoll dem Liedschaffen Georg Kreislers und ist dabei aufbrausend, selbstherrlich, genialisch, wiewohl sie sich auch liebenswert und charmant geben kann. Im Laufe des Geschehens allerdings wird der Diva ihr Künstlername zum Verhängnis: Denn „Lady Bug“ heißt übersetzt nicht nur „Marienkäfer“, sondern lässt auch an das Wort „Programmfehler“ denken... Wohl oder übel muss sie erkennen, dass man nur mit ihr spielt.
Georg Kreisler war Komponist, Sänger und Dichter. In Wien geboren, musste er mit seiner Familie 1938 in die USA emigrieren und wurde 1943 US-amerikanischer Staatsbürger. 1955 kehrte er nach Europa zurück. Zeit seines Schaffens sah er sich mit scharfem Gegenwind konfrontiert. Zehn Jahre nach seinem Tod erweist sich Kreisler regelrecht als Prophet, seine scharfzüngigen, gnadenlosen Zeitdiagnosen lassen sich eins-zu-eins auf die aktuelle Weltlage übertragen und finden sich sowohl in seinen bekannten „Everblacks“ wie „Tauben vergiften“, „Biddla Buh“ oder „Der Staatsbeamte“ als auch in weniger geläufigen Liedern wie „Der Mensch muss weg“ oder „Meine Freiheit, deine Freiheit“. – „Ich werd’ dir sagen, was ich heutzutag’ als freiheitlich empfind:“, heißt es da, „die Dinge so zu lassen wie sie sind.“
Werke:
Lieder von Georg Kreisler
Liedauswahl:
Wien ohne Wiener
Biddla Buh
Frühlingslied (Tauben vergiften)
Der Witz
Das Triangel
Lied für Kärntner Männerchor
Der Staatsbeamte
Ich kann tanzen
Das Mädchen mit den drei blauen Augen
Der Mensch muss weg
Meine Freiheit, Deine Freiheit
Alles nicht wahr
Du hast ja noch Dein Grab
Konzept:Nikolaus Habjan, Markus Kraler, Andreas SchettMusikalische Bearbeitungen der Werke Georg Kreislers:Markus Kraler, Andreas SchettMitwirkende:Nikolaus Habjan - Gesang, Rezitation, Puppenspiel und -bau»Franui Musicbanda« -
Was geschieht, wenn ein 10-köpfiges Ensemble aus den österreichischen Bergen, das mit Neudeutungen der Lieder von Schubert, Schumann, Brahms und Mahler bekannt geworden ist, mit einem der gefeierten Liedsänger unserer Zeit und einem der aufregendsten Videokünstler der Gegenwart auf die Bühne geht? Es entsteht ein neue Liederabend.
Vorne in der Mitte: Florian Boesch, international gefeierter Stimm-Charakterkopf mit Wiener Kindheit. Um ihn herum: die Musicbanda Franui, beheimatet in einem 1000-Seelen-Dorf im hintersten Osttirol, die dem Lied des 19. Jahrhunderts mit Hackbrett, Harfe, Zither, Kontrabass, Violine und mehreren Blasinstrumenten zu Leibe rücken. Die beiden begegneten sich im Mai 2015 bei einem neuen Festival im Wiener Konzerthaus. Das Publikum war hingerissen von einer einzigartigen musikalischen Symbiose.
Was lag näher als eine Zusammenarbeit?
Jonas Dahlberg schafft für die Begegnung der Musiker einen neuen Raum: ein Schlafzimmer in Schwarzweiß, in dem sich die Banda und der Liedsänger befinden. Ein Standbild? Nach und nach bemerkt das Publikum, dass da etwas nicht stimmt. Leichte Verschiebungen zuerst, Eintrübungen, unmerkliche Veränderungen. Die Rückenlehne des Stuhles – zum Betrachter gedreht – zerfließt nach und nach.
„Ich kann wohl manchmal singen, / als ob ich fröhlich sei, /
doch heimlich Tränen dringen, / da wird das Herz mir frei“
sagt Robert Schumann mit Joseph von Eichendorff in „Wehmut“.
Wer saß auf dem Stuhl, bevor er leer geworden ist? Nachttischlampe, Bücherregal, Tuchent, Bettgestell … alles verflüchtigt sich. Wer lag zuletzt in dem Bett? Der Raum, tausendfach gesehen, schmilzt unentwegt, löst sich auf, verschwindet, bis zuletzt nach guten eineinhalb Stunden die leeren Wände zurückbleiben. Währenddessen hört das Publikum einen, der da von Leben, Lieben und Leiden singt, himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Alle sehen ihrer eigenen Vergänglichkeit ins Auge. Und am Ende von Gustav Mahlers Lieder eines fahrenden Gesellen heißt es:
„Da wußt’ ich nicht, wie das Leben tut, / War alles, alles wieder gut!“
Ganz am Ende steht die Begegung mit dem Leiermann, mit jener rätselhaften Gestalt aus Schuberts Winterreise, die „drüben hinterm Dorfe“ steht und fortwährend die Leier dreht. „Wunderlicher Alter“, fragt eine Stimme, „willst du mit mir gehen?“
Das letzte Wort, das letzte Lied hat Henry Purcells Dido:
„When I am laid in earth / Remember me / Remember me…“
Die Uraufführung von »Alles wieder gut« fand am 25. April 2017 vor ausverkauftem Haus im Wiener Konzerthaus statt.
Pressestimmen:
"Zwischen den neunzehn so verschiedenartigen Stücken gibt es keine Pausen, eine Seelenlandschaft folgt auf die andere, keine Hand regt sich zwischendurch zum Beifall, denn diese 70 kostbaren Minuten sind ein fein strukturiertes Gesamtkunstwerk."
(Ludwigsburger Kreiszeitung)
"Berührender kann Musik kaum sein..."
(Stuttgarter Nachrichten)
"Man sieht und empfindet: Kaum bewusst, wie in einem Eichendorff-Gedicht, erwacht ein Einklang zwischen den jetzt gleich gestimmten Saiten der Hörer und der Musiker, und wer noch staunen kann (über einen Sonnenuntergang oder über ein Wälderrauschen), der ist hier goldrichtig: wo die Kunst nichts anderes ist als Natur, also ursprünglich. Leiser Nachhall eines überaus intensiven Abends: Florian Boeschs Adaption der Dido-Klage aus Henry Purcells Oper: „Remember me?“, fragen Hackbrett, Geige, Tuba und Stimme. Aber immer. Aber wie!"
(Stuttgarter Zeitung)
"Ein Liederabend der ganz besonderen Art."
(Esslinger Zeitung)
Konzept, Dramaturgie:
Markus Kraler, Andreas Schett
Komposition:
Markus Kraler/Andreas Schett nach Franz Schubert, Robert Schumann, Johannes Brahms, Gustav Mahler und Henry PurcellBühnenbild:
Jonas Dahlberg
Besetzung:
Florian Boesch, Bariton
»Franui - Musicbanda«
-
»Franzensfeste«
Eine Schubertiade
Schon längst haben sich die Musicbanda aus inneralpinem Gebiet und das Duo aus dem Wiener Flachland zu einem Gipfeltreffen verabredet. »Franzensfeste« lautet die Überschrift und damit wird nicht nur auf die unweit von Innervillgraten – der Heimat der Franuis – gelegene Ortschaft im Pustertal angespielt. Es ist viel mehr auch ein großartiges Fest für Franz. Denn so nennen alle wahren Musikanten ihren Schubert.
Beim Schubert haben sich die Strottern und Franui auch kennengelernt. Es war auf einer Ostseeinsel und es war Winter. „So muss es damals geklungen haben, als der Schubert seinen Freunden die Winterreise vorgesungen hat“, sagten die Franuis, als das Lied der Strottern zu Ende war. „So muss es damals geklungen haben, als der Schubert seine Freunde im Winter beim Tanz begleitet hat“, sagten »Die Strottern«, als die Franuis in den Schlussakkord abbogen.
Der Plan, gemeinsam eine neue Schubertiade zu machen, war schnell gefasst: Lieder, Chöre, Tänze – das komplette Programm!
Werke:
Musik: »Franui« und »Die Strottern«, frei nach Franz Schubert
Moderation & Texte: Andreas Schett, Klemens Lendl, David Müller
Komposition und musikalische Bearbeitung:
Markus Kraler, Andreas Schett, Klemens Lendl, David Müller
Konzept und Dramaturgie:
Markus Kraler, Andreas Schett, Klemens Lendl, David Müller
Besetzung:
»Franui – Musicbanda«
Johannes Eder – Klarinette, Bassklarinette
Andreas Fuetsch – Tuba
Romed Hopfgartner – Sopran- und Altsaxophon, Klarinette
Markus Kraler – Kontrabass, Akkordeon, Komposition
Angelika Rainer – Harfe, Zither, Gesang
Bettina Rainer – Hackbrett, Gesang
Markus Rainer – Trompete, Gesang
Andreas Schett – Trompete, Gesang, Komposition, musikalische Leitung
Martin Senfter – Ventilposaune, Gesang
Nikolai Tunkowitsch – Violine
»Die Strottern«
Klemens Lendl – Gesang, Violine
David Müller – Gesang, Gitarre
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»Dort ist das Glück«
Liederabend für Musicbanda und eine(n) verschwundene(n) Sänger(in)
„Dort, wo du nicht bist, dort ist das Glück!“ – Mit diesem Satz endet eines der berühmtesten Lieder Franz Schuberts, „Der Wanderer“ (D493) aus dem Jahr 1816. „Ich bin ein Fremdling überall“, bekennt einer, der vom Gebirge kommt und jetzt, da er ans Meeresufer gelangt, bricht ein Lied aus ihm heraus.
Bei Schubert begegnen wir auf Schritt und Tritt solchen Fremdlingen. Sie sagen: „Ich wandle still, bin wenig froh“; sie singen Ständchen, Nachtlieder, an den Mond, an die Musik, an die ferne Geliebte; sie singen vom Frühling, vom Abschied, von der Glückseligkeit. Und sie wandern:
In entlegene Welten ist Franz Schubert nicht nur entlang der schwarzen und weißen Tasten des Klaviers gekommen. In der von ihm verfassten Novelle „Mein Traum“ heißt es: „(…) und mit einem Herzen voll unendlicher Liebe für die, welche sie verschmähten, wanderte ich abermals in ferne Gegend. Lieder sang ich nun lange lange Jahre. Wollte ich Liebe singen, ward sie mir zum Schmerz. Und wollte ich wieder Schmerz nur singen, ward er mir zur Liebe. So zerteilte mich die Liebe und der Schmerz.“
„… wo du nicht bist …“ – das ist die Weltformel unserer Sehnsucht nach Wanderschaft, zu lesen wie eine Tempoanweisung am Beginn einer Partitur. Die Musiker eignen sich die Schubertsche Musik auf ihre Weise an, das Gerät einer österreichischen Tanzkapelle in der Hand: hohes und tiefes Blech, Holzbläser („süßes Hölzl“), Volksharfe, Zither und Hackbrett. Dazwischen und darüber Streichinstrumente – als Schmiere. In den besonderen Klangfarben werden die volksmusikalischen Inspirationsquellen des Komponisten Schubert hörbar. Zeitgleich hallt Schuberts Klangwelt in der Gegenwartsmusik wieder. Musikalische Erinnerung. – „Der Hut flog mir vom Kopfe, ich wendete mich nicht.“
Werke:
Musik: »Franui« nach Franz Schubert
Texte:
Liedtexte von Johann Baptist Mayrhofer, Ludwig Rellstab, Heinrich Heine, Johann Wolfgang von Goethe
Konzept, Komposition und musikalische Bearbeitung:
Markus Kraler, Andreas Schett
Besetzung:
»Franui – Musicbanda«
Dagmar Manzel / Sven-Eric Bechtolf – Rezitation
Pressestimmen:
„Hat man Franui einmal in seinem Leben gehört, bleibt deren Musik für ewig im Gedächtnis, im Gemüt. Und weil dies so ist, muss man, nähert man sich der Musik dieser Blaskapelle an, dorthin zurückgehen, wo alles anfing. Zu Schubert. [...] Sie verändern kaum etwas an den Liedern, nur lassen sie den Text (meistens) weg und fügen die Instrumente, mit denen sie seit vielen Jahren verwachsen sind, hinzu.
Bei den bekannteren Liedern hört man den Text ohnehin mit, bei denen, die einem weniger vertraut sind, wird die Musik allein zum Erzähler. Plastische Szenen entstehen so, einerseits Seelenlandschaften, andererseits aber auch ganz konkrete Situationen. Und alles ist immer sehr schön, sehr traurig, aber immer voller Schimmer, Glanz und Sehnsucht.“
Egbert Tholl, Süddeutsche Zeitung
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Arthur Schnitzler: »Reigen«
Konzert mit Drama
Die Musicbanda Franui taucht in jeder der zehn Szenen aus Schnitzlers »Reigen« in ein neues musikalisches Milieu ein: das Hausmädchen aus Böhmen geht mit Gustav Mahler Hand in Hand, im Chambre séparée klimpert Erik Satie, die Ausführungen des Dichters begleiten Klänge von John Cage; im ehelichen Schlafzimmer weht zur Erinnerung an die italienische Hochzeitsreise eine Arie von Giuseppe Verdi heran.
Und immer dort, wo es schließlich zum Beischlaf kommt (der im Text lapidar mit drei Strichen angedeutet wird), gibt es viel Platz für Musik. Text und Musik gehen immerfort neue Verbindungen ein. Auf zwölf Stühlen sitzen und spielen die Musiker und die beiden Schauspieler. Es entsteht ein Abend zwischen allen Stühlen und in einem eigenen Format:Kein Konzert, keine Lesung, keine Theateraufführung, kein Musiktheater, kein Hörspiel – und doch von allem etwas.
Werke:
Musik: »Franui« nach Johannes Brahms, John Cage, Béla Bartók, Ludwig van Beethoven, Gustav Mahler, Wolfgang Amadeus Mozart, Eric Satie, Franz Schubert, Robert Schumann, Giuseppe Verdi u. a.
Texte:
Aus: Arthur Schnitzler: »Reigen«
Komposition und musikalische Bearbeitung:
Markus Kraler, Andreas Schett
Dramaturgie:
Sven-Eric Bechtolf, Andreas Schett
Besetzung:
Regina Fritsch und Sven-Eric Bechtolf – Rezitation
»Franui – Musicbanda«
-
»Vortrag über nichts«
…ich fange an, die alten Klänge zu hören als seien sie nicht verbraucht…
Der »Vortrag über nichts« beginnt natürlich mit einem Zufall – dem musikalischen Würfelspiel nach Mozart, einem Gesellschaftsspiel, das dazu erfunden wurde, Walzer „zu componiren, so viel man will, ohne musikalisch zu seyn, noch etwas von der Composition zu verstehen“.
„Ich bin hier und es gibt nichts zu sagen“, so setzt der Sprecher auf der Bühne an. Nur langsam kommt der Vortrag in die Gänge. Die Langeweile könne man nicht mit Arbeit vertreiben, hat die Musicbanda aus Osttirol in ihrem Programm »Ennui« 2017 mit Søren Kierkegaard postuliert, sondern mit Unterhaltung. Eine Diskussion sei eine Unterhaltung, schreibt John Cage: „Wollen wir nachher eine abhalten?“
Hier haben wir wieder das Stichwort: Unterhaltung.
Cages Vortrag, erstmals „1949 oder 1950“ öffentlich gehalten, ist in fünf große Abschnitte unterteilt, jeder dieser Abschnitte besteht aus mehreren Einheiten zu je 48 „Takten“ (der Vortrag ist in einer Art 4/4-Takt geschrieben), wobei es insgesamt wiederum 48 Einheiten gibt. Es gibt große Sätze darin, die einen ein Leben lang begleiten können (einige davon finden sich als Zitate in diesem Text). Und es werden große Themen verhandelt: Liebe, Geduld, Einsamkeit, Stille, Poesie, Zeit, Wiederholung, Erinnerung. Mehr oder weniger romantische Themen also in einem der wesentlichen experimentellen Texte des 20. Jahrhunderts, abgemildert und angereichert freilich durch eine schwer zu überbietende Lapidarität und jede Menge hintergründigen Witz.
„Jemand fragte Debussy, wie er komponiere. Er sagte: Ich nehme alle Töne, die es gibt, lasse diejenigen weg, die ich nicht will, und verwende alle anderen.“
John Cage
In diesem speziellen Tonfall und in den Sujets der Romantik trifft sich die musikalische Welt der Musicbanda Franui mit jener von John Cage. Der Dreh- und Angelpunkt in diesem neu entstehenden Kosmos befindet sich im Text gegen Ende des dritten großen Abschnitts, wenn es heißt: „…ich fange an, die alten Klänge zu hören als seien sie nicht verbraucht. Offenbar sind sie’s nicht. Sie sind ebenso hörbar wie die neuen Klänge. Das Denken hatte sie verbraucht. Und wenn man aufhört, über sie nachzudenken, sind sie plötzlich frisch und neu.“
Frisch und fröhlich spielt die Musicbanda an dem »Vortrag über nichts« entlang, mit melodischen Versatzstücken aus der Musikgeschichte, von Purcell über Mozart und Schumann bis hin zu Eric Satie und Anton von Webern. Erstmals spielen Franui auch Musik von John Cage – unter anderem dessen Version der »Vier Jahreszeiten«, genannt »The Seasons«, komponiert 1947 für eine Aufführung der Merce Cunningham Dance Company.
„Leider fehlt in unserer Version der Frühling. Das hat sich einfach so ergeben. Frühlingsgefühle weckt aber mit Sicherheit die ungewöhnliche Instrumentierung – denn wann haben zuletzt Zither, Hackbrett, gestopftes Blechbläserquartett, Bassklarinette, Saxophon, Akkordeon und Geige Musik von John Cage gespielt?“
Andreas Schett (Trompeter und künstlerischer Leiter der Musicbanda Franui)
Werke:
Musik: »Franui« nach John Cage, Béla Bartók, Ludwig van Beethoven, Gustav Mahler, Wolfgang Amadeus Mozart, Henry Purcell, Eric Satie, Robert Schumann, Anton von Webern u. a.
Texte:
Aus: John Cage: »Silence«. Aus dem Amerikanischen von Ernst Jandl
Komposition, musikalische Bearbeitung und Dramaturgie:
Markus Kraler, Andreas Schett
Besetzung:
Wolfram Berger – Rezitation
»Franui – Musicbanda«
-
»Wohin ich geh'?«
DAS MAHLER-PROJEKT
Die österreichische Musicbanda Franui und der Chor des Bayerischen Rundfunks treffen in »WOHIN ICH GEH'?« – DAS MAHLER-PROJEKT erstmals aufeinander – und das mit ihrem jeweils eigenen, reichhaltigen Erfahrungshintergrund bezüglich Mahler’scher Werkinterpretation. Es erscheint als logische Konsequenz, die beiden exzellenten Klangkörper in einem neuen Schmelztiegel zu vereinen: klanglich außergewöhnlich, sinnlich, skurril, überraschend – und gemeinsam auf höchstem Niveau musizierend.
Die Musicbanda Franui aus dem kleinen Dorf Innervillgraten in Osttirol verfügt über einen sofort wiedererkennbaren Klang aus Holz- und Blechbläsern, Saiten- und Streichinstrumenten. Bekannt wurde das Ensemble durch seine eigenwilligen „Anverwandlungen“ von Tänzen, Trauermärschen und Liedern romantischer Komponisten, namentlich von Franz Schubert, Johannes Brahms, Robert Schumann und – natürlich! – Gustav Mahler. Ihn bezeichnen die zehn Osttiroler MusikerInnen als ihren Nachbarn, liegt doch Mahlers Komponierhäuschen im Südtiroler Toblach von Innervillgraten aus gesehen direkt hinterm Berg.
Pocket-Version vs. Sinfonie der Tausend
Während Franui die volksmusikalischen Inspirationsquellen von Gustav Mahler freilegt und großbesetzte Orchesterlieder auf eine Taschenausgabe herunterbricht, ist der Chor des Bayerischen Rundfunks insbesondere in der großformatigen, symphonischen Musik Mahlers zu Hause: Die Auferstehungssinfonie, Mahlers 3. Sinfonie oder die Chorsinfonie Nr. 8 („Sinfonie der Tausend“) gehören zum festen Repertoire des Chores.
Die emotionelle Vielschichtigkeit der Musik Gustav Mahlers hat nicht selten mit ihren Assoziationen zu tun: Elemente der Volks-, Salon- und Kirchenmusik werden – in Fragmenten und zitathaft – in seine Kompositionen eingearbeitet oder bilden das Fundament für Neues. Dass diese musikalischen Passagen nicht wertfrei zitiert, sondern stets in einen neuen – bisweilen parodistischen – Kontext gestellt und weiterentwickelt werden, entspringt der Situation in einer Zeit bröckelnder musikalischer Konventionen. Es ist (s)eine Reaktion unter mehreren – Mahlers Zeitgenossen Richard Strauss und Arnold Schönberg reagierten deutlich anders - und eine, die bis heute unbeantwortete Fragen aufwirft.
Gemeinsam werden die beiden Ensembles in Arrangements bzw. „Nachkompositionen“ von Markus Kraler/Andreas Schett und Howard Arman Gustav Mahlers Musik neu beleuchten – ihr Vor- und Nachleben inbegriffen. Beginnend bei den Einflüssen, die den jungen Mahler geprägt haben (etwa die Lieder von Carl Loewe), führt der Abend über Mahlers »Wunderhorn-Lieder« und seinem in Toblach entstandenen Meisterwerk »Das Lied von der Erde« bis hin zu Wienerliedern des 20. Jahrhunderts und dem von Erich Wolfgang Korngold geprägten Filmsound Hollywoods. Hier wie dort blitzen – immer und immer wieder – Mahler’sche Tonfälle auf...
Der Lebensweg Gustav Mahlers verläuft mit einem Mal bis in unsere Tage hinein: „Wohin ich geh’?“, heißt es am Ende des Liedes von der Erde, „ich geh’, ich wand’re in die Berge. Ich suche Ruhe für mein einsam Herz.“
Konzept, Komposition und musikalische Bearbeitung:
Markus Kraler, Andreas Schett
Howard Arman
Mitwirkende:
Chor des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Howard Arman
Franui Musicbanda
Leitung: Andreas Schett
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Die Musiker von Franui spielen Tanzmusik aus hochalpinem Gebiet und aus der Tiefebene, zwischen Schubert, Bartók und Osttiroler Jungbauernball, quer durch musikalische Epochen und Stile.
Die Musicbanda auf dem Tanzboden? Bläst das Ensemble aus dem 1402 m ü.d.M. gelegenen kleinen Osttiroler Dorf Innervillgraten nicht vorwiegend Trauermärsche? Sind die Musiker nicht bekannt geworden, da sie mit einem berglerischen Instrumentarium Liedern von Schubert, Brahms und Mahler zu Leibe rückten?
Der Trauermarsch und die Polka sind zwei Seiten ein- und derselben Medaille, lehren uns die Musiker von Franui, der Friedhof und der Tanzboden liegen nahe beieinander. Mit Saiteninstrumenten, die man aus der Volksmusik kennt (wie Hackbrett, Volksharfe, Zither), Holz- und Blechbläsern, Streichern (Violine, Kontrabass) und Stimmen kann man nicht nur Lieder der Romantik verwandeln. Man kann auch auf einer Beerdigung spielen – und auf der Tanzfläche reüssieren!
***
Pressestimmen:
„Jedes der 16 Stücke ist ein Kunstwerk, und auch nach dreimaligem Hören dieser 55 Minuten Musik weiß man nicht, welches denn nun das schönste ist.“
BR Klassik, CD-Tipp des Tages vom 23.02.2016
„Unsterbliche Musiken von Schubert, Bartók, Mozart, Bruckner und Strauss dürfen im unverwechselbaren Franui-Sound ihr zweites Leben beginnen [...]“
Eleonore Büning, Frankfurter Allgemeine Zeitung
„FRANUI weben aus Kompositionen von Béla Bartok und Franz Schubert eine CD zum Knochen schütteln und Frühlingserwachen. Verspielt virtuos modellieren sie aus altem Material etwas vollkommen Neues ohne dass es akademisch oder steif wirkt.“
MDR Figaro
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Komposition und musikalische Bearbeitung:
Markus Kraler / Andreas Schett
Zwischentexte:
Markus Kraler, Angelika Rainer, Andreas Schett -
»Franui - Musicbanda« feat. Wolfgang Mitterer (präpariertes Klavier, Electronics, optional: Orgel)
Das Programm »Tanz Boden Stücke« bringt nicht nur Musiker erstmals zusammen, die sich schon lange kennen und aus derselben Gegend stammen: Die Instrumentalisten von Franui sind ebenso in Osttirol, einem hintersten Winkel Österreichs, aufgewachsen wie der Komponist und Organist Wolfgang Mitterer. Bei »Tanz Boden Stücke« wird auch zum ersten Mal die einzigartige, sofort wieder erkennbare Klangbatterie der Musicbanda – Volksmusik-Saiteninstrumente sowie Streicher plus viel Gebläse (Holz- und Blechbläser) – mit der extraordinären Klangmaschine Mitterers (große Konzertorgel plus präpariertes Klavier und Elektronik) vereint.
Die gemeinsame musikalische Suchbewegung: Tanzmusik, wie sie in inneralpinen Tälern aufgespielt wurde und wird oder wie sie Béla Bartók aufnotierte – und wie diese in der „Klassik“ widerhallt, von Mozart über Schubert, Bruckner und Richard Strauss bis hin zu Bartók eben und dessen musikalischen Nachfahren Ligeti und Eötvös.
Franui wurden mit ihren Aneignungen der Lieder von Schubert, Schumann, Brahms und Mahler bekannt. Dabei versteht sich das Ensemble als „Umspannwerk zwischen Klassik, Volksmusik, Jazz und zeitgenössischer Kammermusik“; manches mal wird die klassische Vorlage in all ihrer Schönheit liebevoll zelebriert, manches mal vom Kopf auf die Füße gestellt (oder umgekehrt), skelettiert, angereichert, übermalt, weitergedacht. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Interpretation, Improvisation, Arrangement und (Re-)Komposition. Dieselbe Herangehensweise wird nun auf die Tanzmusik übertragen, verstärkt durch Mitterers bewusstseinserweiterndes klingendes Pandämonium aus tanzenden Orgelpfeifen, Bretterbodengeknirsche, Mopedgeknatter der Dorfjugend – und allem, was dem eigenwilligen Grenzgänger zwischen Komposition, Tastenperformance und Live-Elektronik sonst noch zwischen die Finger kommt und in die Füße fährt.
Vom Tanzboden ist es übrigens nicht weit zum Friedhof. Schon bei Erscheinen ihres gefeierten Trauermarschalbums »Frische Ware« notierten Franui:
„Unsere Musik spielt zwischen Friedhof und Tanzboden. An beiden Orten ist eine rechteckige Fläche im Zentrum der Aufmerksamkeit.“
***
Komposition und musikalische Bearbeitung:
Markus Kraler/Andreas Schett und Wolfgang Mitterer
Besetzung:
Wolfgang Mitterer – Präpariertes Klavier, Elektronik, optional: Orgel
»Franui – Musicbanda«
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„Im Anfang war die Langeweile. Die Götter langweilten sich, darum schufen sie den Menschen. Adam langweilte sich, weil er allein war, darum wurde Eva erschaffen. Und von diesem Augenblick an war die Langeweile in der Welt und nahm zu im geraden Verhältnis zur Zahl der Menschen.“
(Søren Kierkegaard, »Entweder/Oder«)
Franui und Ennui? Das ist Lautmalerei. Aber es bedeutet auch: Die zehnköpfige Osttiroler Musicbanda – bekannt geworden durch ihre einzigartige Interpretation von Liedern der Romantik mit dem Instrumentarium einer inneralpinen Tanzkapelle – nähert sich erstmals der Musik Mozarts an. Mit einem Abend über die Langeweile, oder – auf gut Österreichisch – die Fadesse. Die Leere, das Nichts, die Schwärze und Traurigkeit, die dem Menschen zuweilen auf die Seele rückt. Diesem Zustand kann man niemals durch Arbeit abhelfen, sondern nur durch Zerstreuung, Zeitvertreib und Vergnügen.
In der Musik heißt das: Divertimento!
Peter Simonischek, aus Graz stammender Sohn eines Zahnarztes, absolvierte heimlich ein Schauspielstudium und hat sich damit einen Stammplatz im elitären Kreis deutschsprachiger Schauspieler gesichert, ohne jemals elitärem Gehabe zu verfallen. Er ist unter anderem Grimme-Preisträger (2012, für Liebesjahre), Gewinner des Europäischen Filmpreises (Bester Darsteller 2016, für Toni Erdmann), des Ernst Lubitsch-Preises (2017, für Toni Erdmann), des Österreichischen Filmpreises (Bester männlicher Darsteller 2017) und des Deutschen Filmpreises "Lola" 2017 (Bester Schauspieler, für Toni Erdmann). Darüber hinaus wurde er 2017 mit der Platin-Romy für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Peter Simonischek rezitiert in den Aufführungen von Ennui die Texte.
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Werke:
Musik von Mozart – Divertimenti, Kassationen, Serenaden und anderes
Texte von Søren Kierkegaard, Erik Satie, John Cage, Alberto Moravia, Ernst Jandl und anderen
Komposition und musikalische Bearbeitung:
Markus Kraler/Andreas Schett und Wolfgang Mitterer
Besetzung:
Peter Simonischek – Rezitation
»Franui – Musicbanda«
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Trauermärsche und Trauermusik von Mozart, Schubert, Schumann, Mahler, Berg u. v. a.
Mit ihren Trauermarsch-Adaptionen, die unter dem Titel »Frische Ware« auch als CD erschienen sind, hat die 10-köpfige Formation aus Osttirol erstmals überregional auf sich aufmerksam gemacht. 25 Jahre später halten sich die Musiker mit ihrer eigenwilligen, sofort wieder erkennbaren Klangbatterie (Volksmusik-Saiteninstrumente und Streicher plus viel Gebläse) immer noch auf dem Friedhof auf:
In ihrer Musik klingen stets die traditionellen Trauermusikstücke an und durch, von Franui mehr oder weniger bearbeitet und vom volksmusikalischen Ursprung in die Gegenwart verfrachtet. Immer und immer wieder ist auch zu hören, wie die sogenannte Beerdigungsmusik vom Land die großen klassischen Komponisten durch die Bank inspiriert und beeinflusst hat. Nachforschungen hätten ergeben, so die Musiker von Franui, dass „Mozart, Schubert, Schumann, aber auch Mahler manch eine ihrer Melodien aus dem Trauermarschbuch der Blaskapellen gestohlen haben.“
Einzig angemessene Reaktion: „Wir stehlen sie zurück!“
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Werke:
Musik: »Franui«, frei nach Mozart, Schubert, Schumann, Mahler, Berg, Melusin, Ritzberger, Kliment u. a.
Konzept, Komposition und musikalische Bearbeitung:
Markus Kraler/Andreas Schett
Pressestimmen:
„Was wäre die Musik ohne Trauermärsche? Ob Schubert, Gustav Mahler oder Chopin… Auf alle drei beziehen sich auch die Musiker des Ensembles Franui - sowie auf die volkstümlichen, traditionellen Trauermärsche und Beerdigungsmusiken. Sie wissen, dass zwischen der Volksmusik und der Klassik eine innige, oft aber verschleierte Beziehung herrscht. Franui setzen dort an, wo die Berührungspunkte eng beieinander sind. Ihr Weg führt über die Klassiker zurück zu den Ursprüngen. Und ihnen gelingt eine elegante, dunkel humorige Mischung aus beidem.“
(WDR)
„(…) ein tönender Essay, hinreißend leichthändig und schwermütig verfasst, über jenen Augenblick, wo Trauer, Ernst und himmelschreiende Komik nicht voneinander zu trennen sind.“
(WDR)
„Die gnadenloseste Totenmusik-CD, die jemals auf den Markt gekommen ist“
(Der Standard)
„(…) 17 Trauermärsche, fein und ehrlich mit der nötigen Inbrunst und Liebe, also amtlich gespielt, und mit dem vorhin zitierten Respekt. Das distanzierte Augenzwinkern ist vor allem in dem herauszuhören, was nicht in den Noten steht (…)“
(BR)
Franui - Musicbanda
Diskographie
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NEU! Ständchen der Dinge
»Geht es immer so weiter?«
col legno, 2018
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Tanz! (Franz)
»Und Lenz wird kommen / Und Winter wird gehen...«
col legno, 2016
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36 Stunden
»…und die Sonne ging unter. Im Westen, natürlich.«
col legno, 2013
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Franui ist eine Almwiese
»For Cow Chip You Are And To Cow Chip You Will Return«
Vinyl-LP
col legno, 2013 -
Fool of Love
»But beauty's waste hath in the world an end«
col legno, 2012
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Mahlerlieder
»...und ruh' in einem stillen Gebiet.«
col legno, 2011
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Brahms Volkslieder
»Nur ein Gesicht auf Erden lebt...«
col legno, 2008
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Schubertlieder
»Wo Du nicht bist, dort ist das Glück.«
col legno, 2007
Franui - Musicbanda
Presse
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Stuttgarter Nachrichten
"Berührender kann Musik kaum sein..."
Es sind Momente, in denen die Zeit stillzustehenb scheint. „Kehr ein bei mir/Und schließe du/Still hinter dir/Die Pforte zu“ singt der Bariton Florian Boesch in Schuberts Lied „Du bist die Ruh’“ nach einem Text von Friedrich Rückert und wird dabei ganz zart von der Harfe begleitet. Später kommt, wie ein Hauch, noch ein Akkordeon dazu. Wenn Boesch dann in der letzten Zeile „O füll es ganz“ das Licht besingt, das die Geliebte dem eigenen Augenzelt verleiht, und dabei seine Stimme in die Höhe steigen lässt, bis sie fast bricht, wagt man kaum noch zu atmen. Manch einem Hörer im Ludwigsburger Scala dürfte da, keine Schande, das ein oder andere Tränchen die Wange benetzt haben – wenn nicht hier, dann am Ende des Konzerts, nach Mahlers „Ich bin der Welt abhandengekommen“, ebenfalls auf einen Text von Rückert, auf das lange Sekunden der Stille folgen, ehe der Applaus einsetzt. Berührender kann Musik kaum sein als bei diesem Konzert der Ludwigsburger Schlossfestspiele, was umso bemerkenswerter erscheint, als das Programm aus Kunstliedern bestand – einem Genre, das wegen mangelnden Publikumszuspruchs des Öfteren totgesagt wurde.
Landauf, landab klagen Veranstalter, dass kaum noch einer sich dafür interessiere, auch bei den Schlossfestspielen blieben selbst bei renommierten Künstlern oft viele Plätze leer. Vielleicht aber, das hat dieser Abend gezeigt, liegt es ja gar nicht an den Liedern von Schubert, Schumann oder Brahms, dass sich nur so wenige dafür erwärmen können, sondern an der Art, wie sie vorgetragen werden. Zwei befrackte Herren betreten den Saal, der eine nimmt am Steinway Platz, der andere stellt sich mit ernster Haltung daneben und trägt mit sauberer Konsonantenbildung Ergötzliches vor – so ist das leider häufig.
Florian Boesch dagegen, leger gekleidet in Jeans und Sweatshirt, sang zwar mit klassisch geschulter Stimme, doch auf eine ganz und gar natürliche Art, ungekünstelt in Körpersprache und Deklamation. Begleitet wurde er von dem zehnköpfigen Ensemble Franui. Die Osttiroler „Musikbanda“ ist regelmäßig Gast in Ludwigsburg und gilt als führend, was die Dekonstruktion klassischer Musik unter volksmusikalischen Vorzeichen anbelangt. Sie holt die Musik von Schubert und Mahler mit Instrumenten wie Hackbrett, Geige und Akkordeon aus den Wirtshäusern und von den Tanzböden – im Falle Mahlers auch von den Friedhöfen:
Mit Trauermärschen hat die Karriere von Franui einst angefangen. Dabei sind die Arrangements keineswegs rustikal, sondern, wie die Fähigkeiten der Musiker, höchst ausgefeilt, gleichwohl behält die Musik etwas sympathisch Geerdetes – der Ballast des klassischen Konzertrituals erscheint wie weggefegt.
Um die Vergänglichkeit, ein bevorzugtes Thema des romantischen Lieds, drehte sich das Programm, den Titel „Alles wieder gut“ konnte man in diesem Kontext allenfalls als Trost verstehen. Der schwedische Künstler Jonas Dahlberg ließ dazu, sehr atmosphärisch, als Sinnbild für das unvermeidliche Welken alles Irdischen ein in Zeitlupe verfallendes Schlafzimmer auf den Bühnenhintergrund projizieren. Ein stimmiger Abend, der in Erinnerung bleiben wird.
Frank Armbruster, Stuttgarter Nachrichten
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Christian Seiler (www.christianseiler.com)
"An die Musikalienschränke der großen Meister!"
Manchmal klingen Franui auch wie eine Blaskapelle.
Dann macht die Tuba von unten Druck, und oben gerät etwas in Bewegung. Die Trompeten, stampfend. Rollend, das Saxophon, quietschend, die Klarinette, und gleich bricht der Schweiß aus. Das können Franui auch.
Aber dann Stille. Nur noch das Schweben eines Harfenakkords, vielleicht das gepflegte Plong-Plong des gezupften Kontrabasses.
Dann wird gesungen.
Aus voller Kehle, und was zuerst einen Moment lang ans Wirtshaus erinnert, nach der dritten Runde Bier, verdichtet sich plötzlich zu seraphinischem Schweben, zu Wohlklang aus feinstem, transparentem Stoff. Doch gerade, als man die Kapelle als schlussendlich sensibel zu durchschauen meint, bricht wieder der Lärm los, wummta, wummta, und die Blaskapelle fährt den Sensibelchen mit vollem Trara über die Krawatte.
Franui. Es ist immer eine vergnügliche Angelegenheit, wenn Andreas Schett bei Konzerten aufsteht und die Kombo – die Kombo selbst nennt sich „Banda“ – vorstellt. Langsam, äußerst langsam erfahren wir, wohin wir mit dem Finger über die Karte fahren müssen, um schließlich rechts Richtung Innervillgraten abzubiegen, das ist in Osttirol, und hinter Innervillgraten ist die Alm, die heißt Franui, und so heißt auch die Kombo, aber die Alm war zuerst da, also heißt die Kombo nach der Alm.
Wobei, auch Franui haben schon ein tüchtiges Stück Geschichte. Schett gründete die Band 1993, da war er ein bisschen über 20 und wollte Innervillgraten mit dem Festival „Kulturwiese“ an die Schwingungen der musikalischen Metropolen anschließen. Dieser Plan endete abrupt, als das Hauptquartier der „Kulturwiese“ in Flammen aufging, Ursache Brandstiftung. Schett ging dann sicherheitshalber nach Innsbruck und nahm „Franui“ mit. Die Band, nicht die Alm.
„Franui“ wurden anfangs als Spielart eines Trends, der „neuen Volksmusik“, wahrgenommen, aber während sich der Trend sanft in Nichts auflöste, schärften „Franui“ befreit ihr Profil und entwickelten sich selbstbewusst weiter. Die Volksmusikkapelle verleugnete neben dem Spaß an der musikalischen Sortenvielfalt auch ihre Bildung nicht mehr und rückte näher an die Bühnen der Hochkultur, an die Musikalienschränke der großen Meister.
Schon als Franui im Jahr 2000 ein Album mit Trauermusiken aufnahmen („Frische Ware“), hörte man durch das blecherne Stampfen und Keuchen bisweilen den Atem Franz Schuberts. „Das Ende vom Lied“ (2004) sortierte dann Extreme: Trauer und Tanzboden, eine hinreißende Analyse von musikalischer Ursache und Wirkung – waren es nun die romantischen Melodien von Schubert und Mahler, die den Blaskapellen einleuchteten, oder doch umgekehrt? „Franui“ kamen zum einleuchtenden Ergebnis: Keine Ahnung!
Das Programm „Schubertlieder“ eröffnete Franuis Trilogie der klassischen Dekonstruktion. Schett und seine Musikanten machten sich nicht als Interpreten ans Werk, das heißt: Sie interpretieren Schubert nicht eins zu eins, sondern tief über seine Motive gebeugt, aus den eigenen Nüstern schnaubend. Die Lieder, die für die Musiktheater-Produktion „wo du nicht bist“ (gemeinsam mit der Berliner Theatergruppe „Nico and the Navigators“) für die Bregenzer Festspiele entstanden, berichten vom Wandern, vom Abschied nehmen, von der unausweichlichen Einsamkeit: „Dort, wo du nicht bist, dort ist das Glück“ lautet die Schlusszeile des berühmten Schubertlieds „Der Wanderer“, und „Franui“ haben sich das Wort als Motto für die von Schubert inspirierten Kompositionen ausgeborgt, die Andreas Schett und Markus Kraler besorgt haben.
Das Ergebnis ist schlicht großartig. Die metallische Wucht der Besetzung, die Unverblümtheit der Rückführung Schubertscher Romantik ins gefühlte Wirtshaus, wo diese bittere Romantik über ein paar Gläsern Wein schließlich erst ausgebrütet werden musste.
Die Souveränität der breitbeinigen, scheppernden Auftritte, die sich plötzlich in feinste, vergeistigte Melodien transformieren. Energische Aufforderungen, einen ungarischen Tanz zu wagen, verwandeln sich in Nino Rota-mäßiges Gemurmel und erzählen von ihrer Bekanntschaft zu Federico Fellini.
Kirchplatzchorgesang. Emigrantenfremdheit in einem Kostüm, wie es sich Kurt Weill ausgedacht haben könnte – auch das eine interessante Enthüllung von „Franui“, dass Weill und Schubert verwandt miteinander gewesen sind …
Franui richten Schubert mit großem Besteck an. Mit sattem Blech (Tuba, Trompete, Posaune), süßem Holz (Klarinette), Volksharfe, Hackbrett, Zither und, wenn nötig, der einen oder anderen Violine, verwandeln sich „Franui“ zum Verstärker Schubertscher Ideen, setzen schweres Moll und verspielte, verrätselte Duren an den Originalkompositionen vorbei in die Welt und spinnen gleichzeitig die Idee einer Osttiroler Volksmusik weiter: traditionsbewusst, wo nötig; virtuos, weil es die klassisch ausgebildeten neun Virtuosen gar nicht anders können; beschwingt, weil für Tänzer; witzig, wo geht; tragisch sowieso.
Der zweite in der Reihe: Brahms. Brahms, dessen intensivste Momente Glenn Gould mit entschlossener Langsamkeit an die Oberfläche gefördert hat, und dem Franui ganz im Gegenteil eine Packung Vitalität, Kraft und Humor verpassen, die Spannweite seiner Kompositionen zwischen Zitherklang, bukolischem Chorgesang, Dixieland-Rauchschwaden und kakophonischem Orchestergestotter verorten („Erlaube mir, feins Mädchen“), nur um dann umso sparsamer, gouldesker über den Motiven von „Die Meere“ zu meditieren, leise, sparsam, unbedarft und ungeheuer schön. Sicher das hellste aller drei Programme.
Dann: Mahler.
Logisch, dass Franui an Mahler nicht vorbeigehen konnten. Mahlers Komponierhaus in Toblach ist erstens nur einen Marsch über das Pfannhorn von Innervillgraten entfernt, seine Inspirationswolke beregnet also auch Franui (die Alm). Zweitens verbergen sich seine berückenden Lieder oft hinter komplizierten Konstruktionen aus Kunstfertigkeit, Geschmack, Klangfieber, Bombast und knödelndem Gesang, da lauert eine Aufgabe.
Franui ziehen den Mahler-Liedern den Smoking aus, so dass sie bloß noch nackt dastehen in der Kälte und vergessen, vornehm zu schauen.
„Urlicht“ zum Beispiel, dieses flehentliche Forschen nach dem Ursprung, dem Ziel von allem, bekommt zu Mahlers tragischem Pathos auch noch ein wissendes Lächeln mit auf die Reise, einen Schwung Marschmusik, einen Erinnerungsfetzen an den Tanzboden, so schlimm war es doch gar nicht, das Leben …
Erst durch das Entkanonisieren der Musik tritt deren überragende Substanz ans Tageslicht, und Franui lassen sich nicht lumpen und drehen die Themen zuerst durch den Rhythmusfleischwolf, und dann gestatten sie sich zu lachen, um plötzlich doch wieder ergriffen dazustehen und über Blechakkorden, die auch von Gil Evans sein könnten, der Gesangsstimme zuzuhören, die den Text anstimmt: „O Röslein rot …“
Franui haben selbst in den prekärsten Momenten Respekt. Niemals würden sie zu Mahlers Melodien „du“ sagen, ohne sich vorher, wie es sich gehört, mit ihnen verbrüdert zu haben. Wenn es aber zuviel wird, greift das Entschlackungskommando von der Alm grinsend ein. Wo es bei Mahler heißt „Ich bin von Gott und will wieder zu Gott!“, verständigen sich „Franui“ auf: „Ich bin ein Falott und bleib ein Falott, ach Gott, sapperlott“, und ehrlich, das „Urlicht“ wird von dieser Wendung nicht getrübt.
Schubert–Brahms–Mahler.
Das magische Dreieck wird von Franui an jeder Seite peinlich genau untersucht, damit alles seine Richtigkeit hat.
Die Fläche dazwischen ist endgültig in Besitz genommen.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung
"Es werde Licht. Und es ward Posaune."
Es Werde Licht. Und es ward Posaune. Wie solche Metamorphosen zustande kommen, weiß eigentlich jeder leidlich gute Musikant. Unter denjenigen, die es zurzeit am besten wissen, sind die zehn Musiker von der Banda Franui aus Osttirol zu nennen, die außer Posaune auch noch Tuba, Trompete, Klarinette, Saxophon, Akkordeon, Geige Hackbrett Zither und Kontrabass spielen und manchmal singen. Ihr neues Album beim Label col lego (harmonia mundi) heißt „Tanz! (Franz)“, es trägt als Motto einen Vers aus einem bekannten Müllergedicht vor sich her:
„Und Lenz wird kommen / und Winter wird gehen…“, womit zugleich Auferstehung und Verwandlung bezeichnet sind, denn genau darum geht es in diesen sechzehn Tanzbodenliedern: um das Prinzip Frühling. Unsterbliche Musiken von Schubert, Bartók, Mozart, Bruckner und Strauss dürfen im unverwechselbaren Franui-Sound ihr zweites Leben beginnen, als glückliches Fragment. Hellgrün sprießt da das verliebt übereinander kopierte Dreierlei des „Menuett mit Dirndl“ himmelblau der „Alptraum eines österr. Pianisten“, der sich taktweise zusammensetzt aus neunzehn Schubertschen Klaviertänzen – als seien die nicht schon kurz genug. Und mitten in all die Freud hinein schlepptanzt ein Moll-Lila-Trompetensolo, den Tod des Paten beklagend.
Eleonore Büning, Frankfurter Allgemeine Zeitung
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Süddeutsche Zeitung
"...für immer im Gedächtnis, im Gemüt."
Hat man Franui einmal in seinem Leben gehört, bleibt deren Musik für ewig im Gedächtnis, im Gemüt. Und weil dies so ist, muss man, nähert man sich der Musik dieser Blaskapelle an, dorthin zurückgehen, wo alles anfing. Zu Schubert. Was nicht ganz richtig ist, denn als Franui ihre CD mit Liedern von Schubert aufnahmen, machten sie bereits seit 14 Jahre zusammen Musik. Sie verändern kaum etwas an den Liedern, nur lassen sie den Text (meistens) weg und fügen die Instrumente, mit denen sie seit vielen Jahren verwachsen sind, hinzu.
Bei den bekannteren Liedern hört man den Text ohnehin mit, bei denen, die einem weniger vertraut sind, wird die Musik allein zum Erzähler. Plastische Szenen entstehen so, einerseits Seelenlandschaften, andererseits aber auch ganz konkrete Situationen. Und alles ist immer sehr schön, sehr traurig, aber immer voller Schimmer, Glanz und Sehnsucht.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung
„Immer schon geahnt, noch nie so gehört“
Was Franui hier mit Schuberts Liedern macht, überschreitet zwar (absichtlich) oft die festgezurrten Ge- schmacksgrenzen, aber es geht unter die Haut. Bekannte Lieder verwandeln sich in sprachlose Instrumental- Gesänge, in einem merkwürdigen Zwischenreich von schon immer Geahntem und noch nie Gehörtem. In den schönsten Stücken dieser Platte scheint es, als würden die Lieder unmittelbar aus der Atmosphäre ihrer ursprünglichen Inspiration her neu erfunden, ja als werde gerade diese Idee in der Ironisierung des Musi- kantentums und in den Abnutzungserscheinungen des Musizierens gebrochen.
Gleich die Eröffnungsnummer, der Wanderer, ist ein solch gelungener Coup. In die schläfrig und wie ent- rückt um sich selbst kreisenden Figuren von Tuba, Kontrabass und Hackbrett hämmern als balkanisches Blechgeknatter plötzlich die Triolen der Schubertschen Einleitung hinein ...
... bis sich schließlich im Wechsel von alpenländischem Bläserchoral und heimeligem Zitherspiel der Wan- derer vielstimmig zu Wort meldet, um als großstädtischer Mutant mit dem Saxophon über glamourös ange- reicherter Harmonisierung in grelles Licht zu treten.
Ähnlich leuchten die großen dunklen Stücke vom Doppelgänger oder Abendstern heraus aus einem vorgestalt- lichen Zwielicht, während andere, etwa die Taubenpost oder Abschied, mit den schreckhaft gedehnten Pausen als fetzige Tanzbodenmusik gleichsam geerdet werden.
Franuis Schubertlieder sind keine Parodien, sie nehmen die Vorlagen und ihre Sehnsucht nach Bekenntnis und Selbstausdruck ernst, sogar im Ständchen, dessen szenische Imagination in eine allgemeine Verschla- fenheit abgeschoben wird: Das ursprüngliche Begehren scheint längst vergessen, erst bei der Wiederholung des ‚Komm, beglücke mich!’ platzt aus dem Munde einer wie bierseligen Herrenrunde diese Textzeile in die unbewusst dahindämmernde Musik hinein.Martin Wilkening, Frankfurter Allgemeine Zeitung
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DIE ZEIT
„Mit dem Franzl auf die Kirchweih“
Eine Dorfmusik bearbeitet dreist ein Herzstück der klassischen Liedkunst und führt es so zurück an seine Inspirationsquellen. (...) Es geht ums Wandern, um Ferne und Fremde, um Einsamkeit und Sehnsucht – um immergrüne romantische Topoi mithin. Klassische Liedsänger mögen die psychologischen Tiefen dieses Schubert-Repertoires nach allen Regeln der Kunst ausgelotet haben; dessen Herkunft aber kann unter den Kronleuchtern der Konzertsäle wohl nur verleugnet werden. Franui machen sie hörbar, stürzen sich mit Leidenschaft in die Klangwelten der Dorffeste und Landpartien, der Wiener Beisln und Heurigen, die Schuberts Musik angeregt und geprägt haben.
Sie machen aus Klassikern so etwas wie eine folklore imaginaire autrichien, und sie beschränken sich dabei keineswegs auf die heutigen Grenzen des Landes: Aus Ungarn borgen sie sich das wahnwitzige Schwirren der Csardas-Geigen, vom Balkan plärrendes Blech, Klezmer-Klarinetten aus Galizien und eine gemütlich rumpelnde Polka-Tuba aus Böhmen.
All das findet sich als Nachhall ohnehin in Schuberts Liedern, wenn man nur genau genug hinhören will. Und weil Franui diese musikalische Umwelt als eine Art – mal ruralen, mal urbanen – Blues des frühen 19. Jahrhunderts begreifen, bauen sie auch gleich ein paar Elemente der Moderne ein, aus dem Jazz, der Filmmusik, dem Cabaret. Geschickt gemacht ist das, fein arrangiert, virtuos gespielt und trotzdem – zum Glück – nicht allzu sauber.
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Neue Osnabrücker Zeitung
"...Meister des Übergangs."
Seit über zwanzig Jahren dreht und wendet die Franui Musicbanda klassische Musik und geht ihr mit Mitteln der Volksmusik, der Avantgarde und des Humors auf den Grund. Jetzt hat die Formation aus Osttirol ihr neuestes Werk vorgelegt: Das Album „Tanz! (Franz)“. Im Mittelpunkt: Die Musik von Franz Schubert.
Die Franui Musicbanda sind Meister des Übergangs. Oder wie es Trompeter Andreas Schett sagt: „Wenn du einen Trauermarsch viermal so schnell spielst, wird’s eine Polka.“ So wandelt das Ensemble auf seinem neuen, zehnten Album zwischen Weinen und Lachen, Leben und Tod, Volksmusik und Avantgarde, zwischen der Großstadt Wien des Franz Schubert und dem Landleben in Ungarn, wie es Béla Bartók und György Ligeti dort in der Volksmusik vorgefunden haben.
Schon das erste Stück, Franz Schuberts „Trockne Blumen“ aus dem Liederzyklus „Die schöne Müllerin“, beginnt im Grab, führt auf den Tanzboden und endet im Jazzclub – womit der Ansatz von „Tanz! (Franz)“ klar umrissen ist. Denn das Album stellt Franz Schubert ins Zentrum, aber genial kombiniert mit Bartók und Ligeti. Mal mit subtilem Witz, mal mit brachialem Humor, vor allem aber tief empfindsam haben Markus Kraler und Andreas Schett die Musik für das zehnköpfige Franui-Ensemble re-komponiert.
So legen Tiroler Harfe, Zither und Hackbrett, Trompete, Akkordeon und Tuba volksmusikalische Wurzeln frei, und gleichzeitig schlägt Franui die Brücke zur Avantgarde - Mozarts „Don Giovanni“-Menuett mal nicht mit zwei anderen Tänzen, sondern mit drei Volksliedern kombiniert . Oder was ist das, wenn der „Albtraum eines österr. Pianisten“ 19 Deutsche Tänze von Schubert auf wenige Minuten komprimiert und dann ins Chaos überführt?
Ralf Döring, Neue Osnabrücker Zeitung
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Christian Sailer (www.christianseiler.com)
"Das Vergnügen wandert durch alle Register."
DIVERTIMENTO. EIN KAMMERSPIEL
Die Osttiroler Musicbanda Franui und ihr Mozart-Projekt
»Ennui. Geht es immer so weiter?«
PROLOG.
Franui ist eine Almwiese.
Gewiss, lächelt der Kenner, nämlich eine Almwiese, die so heißt wie diese abgefahrene Band aus Osttirol. Die mit der Harfe, dem Hackbrett, dem vielen Blech und dem Hang zu einer Überdosis Schubert.
Haben die echt schon ihre eigene Almwiese?
Verdiente Kräfte werden vom Bürgermeister belohnt. Die Wiese liegt auf 2 300 Meter Seehöhe, oberhalb von In nervillgraten. Das ist ein Ort im Villgratental, einer von eigenwilligen Ein geborenen bewohnten Talschaft in der Nähe von Lienz, aber auch nicht zu nahe bei Lienz. Gustav Mahler hat dort in der Nähe ein Komponierhaus gehabt. Der Gasthof im Ort heißt Raiffeisen. Und mit der Überdosis Schubert ist das so: Zuerst haben die Franui so lange Trauermärsche gespielt, bis sie bemerkt haben, dass sie ohne Wirkungsverlust auf Schubert umsatteln können.
Was haben denn Schubert und Trauermärsche gemeinsam?
Das ist ein bisschen kompliziert: Manchmal klingt der Schubert von Franui nämlich tatsächlich wie Blasmusik. Zum Beispiel macht die Tuba von unten Druck, und oben gerät etwas in Bewegung. Die Trompeten stampfen. Das Saxophon rollt, die Klarinette quietscht, dann bricht der Schweiß aus, wie auf dem Tanzboden.
Aber dann ist es auf einmal still. Nur ein Harfenakkord schwebt, und vielleicht gestattet sich der Kontrabass ein gepflegtes Plong-Plong. Dann setzen die Stimmen ein. Aus voller Kehle, was sonst, und was zuerst einen Moment lang fern ans Wirtshaus Raiffeisen erinnert, nach der dritten Runde Bier, verdichtet sich plötzlich zu seraphinischem Schweben, zu Wohlklang aus feinstem, transparentem Stoff. Doch gerade, als man den Schubert zu hören beginnt, wie man ihn kennt, und die Kapelle als listige Sensibelchen zu durchschauen meint, bricht wieder der Lärm los, wummta, wummta, und die Blaskapelle zeigt dem Schubert, was ein Hüpftanz ist.
Immer nur Schubert?
Nicht immer nur, aber immer wieder gern. Es gibt zum Beispiel ein epochales Franui-Album mit dem Titel „Schubertlieder“. Die Franui-Hagiographie lobt „die metallische Wucht der Besetzung, die Unverblümtheit der Rückführung Schubertscher Romantik ins gefühlte Wirtshaus, wo diese bittere Romantik über ein paar Gläsern Wein schließlich erst ausgebrütet werden musste“. Aber mit derselben Unverblümtheit machten sich Franui auch über Johannes Brahms – „Brahms, dessen intensivste Momente Glenn Gould mit entschlossener Langsamkeit an die Oberfläche gefördert hat, und dem Franui ganz im Gegenteil eine Packung Vitalität, Kraft und Humor verpassen, die Spannweite seiner Kompositionen zwischen Zitherklang, bukolischem Chorgesang, Dixieland-Rauchschwaden und kakophonischem Orchestergestotter verorten“ – und schließlich Gustav Mahler her, der – Komponierhäuschen in Toblach, remember – ja so was wie ein temporärer Nachbar von Franui ist: „Mahlers berückende Lieder offenbaren sich zuweilen ganz offenherzig, verbergen sich jedoch meistens hinter Klangtürmen, hinter komplizierten Konstruktionen aus Kunstfertigkeit, Geschmack, Klangfieber, Bombast und knödelndem Gesang. Franui ziehen den Mahler-Liedern den Smoking aus, so dass sie bloß noch nackt dastehen in der Kälte und vergessen, vornehm zu schauen“.
Was sagt eigentlich Schubert zu diesen Fremdgängereien?
Er tanzt. Franui haben als letzte Konsequenz ihrer Beschäftigung mit dem Größten ihrer Idole gerade Schuberts Tanzsätze in die Mangel genommen und auf ein formidables Album namens „Tanz! (Franz)“ gepresst.
Motto: Wenn du einen Trauermarsch viermal so schnell spielst, ist er eine Polka.
Und jetzt also Mozart.
Jetzt also Mozart. Einfach war das nicht.
1. Akt. FRANIU.
Mozart stand nie auf der Wunschliste von Franui-Gründer und -Trompeter Andreas Schett. Schett ist musikmäßig durchaus promiskuitiv, er kann sich für Wildes von Bartók ebenso leidenschaftlich erwärmen wir für Meditatives von John Cage oder Repetitives von Satie. Sich für Mozart zu erwärmen, fiel ihm freilich seit jeher schwer. Falls irgendwann für eine Fernsehsendung ein Studiogast gebraucht wird, der in einer Runde von Mozart Connaisseuren anmerkt, dass er Wolfgang Amadeus nicht als den alleinigen Fixstern am Komponistenhimmel betrachte – Schett ist der Mann.
Einerseits.
Andererseits stimmt das so auch wieder nicht.
Denn als die Stiftung Mozarteum bei Schett anfragte, ob Franui sich nicht einmal an ein Mozart-Projekt wagen wolle, kam bei Schett eine Reihe von Ideen ins Rutschen.
Er war gerade in Hamburg gewesen und hatte mit Franui an einem Nebenschauplatz der neuen Elbphilharmonie (die wie ein Märchenschloss von Hundertwasser im Hafenbecken sitzt) ein Konzert der „Tanz Boden Stücke“ gegeben. Auf dem Flughafen sprang ihm ein Mann ins Auge, der ein Schild in die Höhe hielt, auf dem in großen Lettern stand: FRANIU.
Auf lächelnde Art fühlte sich Schett angesprochen. Von Franiu zu Franui ist es ja nur eine halbe Lautverschiebung, er sponn den Gedanken also weiter und landete bei der irgendwie merkwürdigen, aber auch faszinierenden Assoziation Franui – Ennui.
Als er über die Anfrage aus Salzburg nachdachte, fiel ihm diese Assoziation wieder ein, und mit einem Mal war ihm klar, in welche Richtung ein franuisches Mozart-Projekt gehen müsse.
Schett, auch an den Rändern der musikalischen Autobahnen überaus trittfest, dachte plötzlich an die Gebrauchsmusik Mozarts, an jene unter dem Sammelbegriff „Divertimento“ zusammengefasste Tafelmusik, die komponiert werden musste, um den herrschenden Ständen beim festlichen Schlemmen einen angemessenen Klangteppich um den Hals zu hängen.
Man kann dieser Tafelmusik heutzutage jederzeit etwas abgewinnen, die Kunstfertigkeit ihrer Konstruktion bewundern, über die Arroganz derer den Kopf schütteln, die sich von Mozart (Mozart!) ihr Berieselungsprogramm komponieren ließen; aber man kann auch der schwülen Stimmung eines langen Abendessens in fremdbestimmter Gesellschaft nachspüren – und mit geschlossenen Augen bei der volatilen Stimmung landen, die vom französischen Wort „Ennui“ so musikalisch ausgedrückt wird. Der Deutsche sagt Langeweile dazu. Der Wiener, auch nicht schlecht:
„Fadesse“.
2. Akt. LEISE UNRUHE.
An einem Abend im Mai saß Andreas Schett in Gesellschaft seiner neun Mitmusiker auf der Bühne des Wiener Konzerthauses und hörte, wie der große Schauspieler Peter Simonischek ein Gedicht von Ernst Jandl rezitierte:
an ruhigen tagen
sitzen und fragen:
geht es immer so weiter?
geht es immer so weiter?
geht es immer so weiter?
geht es immer so weiter?
geht es immer so weiter?
geht es immer so weiter?
geht es immer so weiter?
ach ginge es doch immer so weiter
auch mit dem wein
hab ich immer die hoffnung
vielleicht wird es besser
vielleicht wird es besser
vielleicht wird es besser
vielleicht wird es besser
vielleicht wird es besser
vielleicht wird es besser
vielleicht wird es besser
und es wird nicht besser
Es war ein magischer Moment. Simonischek inszenierte die Schönheit der Repetition, den Nebel der Lakonie und den Rhythmus des Minimalen, die dem Gedicht innewohnen, nach Kräften. Er und Jandl verschmolzen zu einem Text-Laut-Monument, das die Zuhörer in eine Art Trichter zog und regelrecht hypnotisierte.
In diesem auch für ihn hypnotischen Augenblick zählte Andreas Schett eins und eins zusammen. Das Mozart-Projekt, Franui-interner Codename „Divertimento“, würde zu einem Abend über die Langeweile werden: Über „die Leere, das Nichts, die Schwärze und Traurigkeit, die dem Menschen zuweilen auf die Seele ruckt.“
Franui würde dafür den Klangteppich ausrollen, dessen Farben von Mozart bestimmt sind, aber von den Osttiroler Saubermachern einer gründlichen Auffrischung unterzogen wird. Dazu würde Peter Simonischek „leise unruhe“ vortragen und eine Auswahl anderer Texte, die sich auf helle, klare, trübe oder dunkle Weise mit dem Ennui auseinandersetzen und diesen ausgerechnet durch seine Benennung zerstreuen.
Denn, so Andreas Schett, „diesem Zustand kann man niemals durch Arbeit abhelfen, sondern nur durch Zerstreuung, Zeitvertreib und Vergnügen. In der Musik heißt das: Divertimento!“
3. Akt. DIVERTIMENTO.
Das Vergnügen wandert durch alle Register. Es taucht als Stakkato in den Trompeten auf, jubiliert mit der Klarinette, folgt dem pathetischen Ernst der Geige, imitiert behäbig die Tuba, schweigt mit dem Hackbrett und schwingt sich mit der Harfe zu einem hellen Gelächter auf. Manchmal führt es mit den Männerstimmen auf falsche Fährten einer fremdartigen Volksmusik, dann wieder steht es leise lächelnd stramm, wenn Peter Simonischek verschiedene Formen des Ennui dekliniert.
„Im Anfang war die Langeweile.“ So hebt nämlich der führende Ennuist Søren Kierkegaard zu seinem „Versuch in der sozialen Klugheitslehre“ an. „Die Götter langweilten sich, darum schufen sie den Menschen. Adam langweilte sich, weil er allein war, darum wurde Eva erschaffen. Und von diesem Augenblick an war die Langeweile in der Welt und nahm zu im geraden Verhältnis zur Zahl der Menschen. Adam langweilte sich allein, dann langweilten sich Adam und Eva zu zweien, dann langweilten sich Adam und Eva und Kain und Abel en famille, dann wuchs die Menge der Menschen auf Erden, und sie langweilten sich en masse.“
Tusch.
Erik Satie: „Als ich jung war, sagte man mir: Sie-werden-schon-sehen-wenn-Sie-mal-fünfzig-sind. Ich bin fünfzig, ich habe nichts gesehen.“
Doppeltusch.
Schließlich – Generalpause – John Cage: „Gleich nachdem ich in Boston angekommen war, begab ich mich in den schalltoten Raum der Harvard-Universität. Jeder, der mich kennt, kennt diese Geschichte. Ich erzähle sie ständig. Nun also – ich hörte in diesem stillen Raum zwei Klänge, einen hohen und einen tiefen. Nachher fragte ich den zuständigen Techniker, warum ich, obwohl der Raum so still war, zwei Klänge gehört hatte. Er sagte: ,Beschreiben Sie sie.‘ Ich tat es. Er sagte: ,Der hohe war Ihr arbeitendes Nervensystem, der tiefe Ihr zirkulierendes Blut‘.“
Trompeten.
EPILOG.
Franui ist ein Almwiese.
Ja, bestätigt der Herr mit der Botanisiertrommel, ich habe diese Almwiese un -
tersucht. Sie treibt Blüten, die man auf einer Almwiese gar nicht vermuten
möchte.
Zum Beispiel?
Fleurs du Mal, zum Beispiel.
Die stehen ja unter Naturschutz. Kümmert sich wer darum?
Und wie. Das „flåchshoorats Diandl“, das so gern das Menuett aus „Don Giovanni“
pfeift.
Flåchshoorats Diandl?
Eine Blondine aus der weiteren Verwandtschaft der Blasmusik. Mag Mozart. Mag Schubert. Und lässt sich gern anhimmeln.
Franui - Musicbanda
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